Unschöne Hochzeitsfotos: Gäste und der Drang zum Knipsen

Unschöne Hochzeitsfotos: Gäste und der Drang zum Knipsen

Blog, Hochzeit, Inspiration

“Dear parent,
Sit your ass down, put the camera away and enjoy your child’s wedding. I’ve got this.

Please enjoy the moment. With your eyeballs.”

Zugegeben, diese Worte des englischen Kollegen mögen schroff klingen, doch treffen sie leider den Nagel genau auf den Kopf.

Nein, das Titelbild ist nicht fingiert und wir haben selbstverständlich noch einmal Rücksprache mit dem Paar gehalten bevor wir es veröffentlichten. Folgendes war passiert: Als der Vater des Bräutigams als Treuzeuge zur Unterschrift gebeten wurde, war dies gleichbedeutend mit dem Auftreten eines Präsidenten bei einer Pressekonferenz. Für die Gesellschaft hatte dieser Akt einen ganz besonders hohen kulturellen Stellenwert, so dass hier nur noch ein Livestream fehlte, um die Dokumentation aus allen Blickwinkeln zu komplettieren. Wohl bemerkt: Ihr könnt hier nur die eine Seite des Raumes sehen.

Bitte nicht falsch verstehen, die Trauung des Brautpaares war wirklich schön, mit viel marokkanischem und deutsch-vietnamesischem Temperament. Getraut wurde sich im kleinen Elisenturm in Wuppertal, der, wenn er dann auch gut besucht ist, eine wahre Kuschelatmosphäre beisteuert. Um so schwieriger wird es jedoch, wenn zusätzlich weitere Gäste von ihren Plätzen aufstehen und überzeugt davon sind, die Trauung ebenso in Bildern festhalten zu müssen und aufzuspringen, wenn es um die wichtigsten Momente geht. Das sie dabei jedoch im Hintergrund stehen könnten oder noch schlimmer, im Weg, ist ihnen oftmals weniger bewusst.

Problemkind Nr. 1: Versteckte Emotionen

Stellt Euch vor, Ihr befindet Euch am Anfang oder inmitten Eurer Trauung. Es ist Euer Tag, Euer Moment, den Ihr gemeinsam mit Eurer Familie und Freunden teilen möchtet. Solche Augenblicke können so schön sein, dass vielleicht der Eine oder Andere eine Träne vergießt. Ihr lasst kurz ab von Euch, schaut Euch um und was könnt Ihr sehen? Nichts! Die Gesichter Eurer Gäste verstecken sich hinter den Alltagsgegenständen, die in unserer Zeit mit “hochauflösenden” Kameras bestückt sind oder wenden sich gar ab von ihrem Aufnahmegerät, weil natürlich kurz die Bilder gesichtet werden müssen. Hier steckt keine böse Absicht hinter, dass Eure Gäste aber auch als diese eingeladen sind und nicht als Kameramänner und -frauen, vergessen die Meisten. Der Gast wird abrupt zum Sammler, denn die wichtigsten Neuigkeiten müssen für später gehortet werden. Das Hier und Jetzt wird dabei aber leider vollkommen vergessen und so kapseln sich Eure Gäste indirekt von der Zeremonie ab. Wir können uns kaum vorstellen, dass Ihr Euch so an Euren großen Tag erinnern möchtet.

Personen stehen im Hintergrund oder im Weg

Oftmals wollen Eure Gäste keinen Moment der Hochzeit verpassen, merken dabei aber nicht, wie unschön dies in der Gesamtszenerie aussieht. Viel schlimmer wird es, wenn Menschen in den Fokus unserer Kamera laufen oder Schlüsselszenen wie den Kuss oder Ringtausch überdecken. In manchen Fällen ist es den Leuten auch gar nicht bewusst, dass sie Euch die Show stehlen und automatisch alle Blicke auf sich ziehen, weil sie als Einzige aufstehen, um sich ein gutes Plätzchen zum Fotografieren zu suchen. Zugegeben, bei manchen Situationen ist es schon drollig, wenn vor allem ältere Herrschaften aufstehen, um mit ihrer Analogkamera ein, zwei Fotos zu machen. Bei einem Opi brachten wir es nicht übers Herz etwas zu sagen, vor allem als er den Kamerafilm manuell am Rad nachzog: Ratsch, ratsch, klick. Ach, da wurden Erinnerungen wach. Wir hatten hier natürlich gehofft, dass er sich irgendwann hinsetzen würde und das tat er dann auch, als er seine paar Bildchen im Kasten hatte.

Das Wettstreit-Syndrom – “Hallo, Onkel Bob.”

Bei uns ist es schon vorgekommen, dass mit einer gewissen Empörung reagiert wurde, weil nicht die Gäste sondern – aufgepasst – wir im Weg standen. Ja, ja, wie konnten wir uns erdreisten, ein Foto von der Situation aufzunehmen. Auf dem Beispielbild dachte sich ein Herr, dass er unseren Job komplett übernehmen müsse und weichte während des Ringwechsels nicht von seiner strategisch optimalen Position. Solche meist Hobbyfotografen, die meinen, im Automatikmodus der Kamera der Job des Profis zu übernehmen, nennen wir in Fachkreisen “Onkel Bob”. Wir wollen gar nicht behaupten, dass der Herr sein Werk nicht verstehen würde. Es stellt sich nur die Frage, ob es nicht kontraproduktiv ist, wenn manche Situationen nicht fotografiert werden können, weil ständig jemand sich angesprochen fühlt, wenn spezielle Schlüsselmomente der Zeremonie an der Reihe sind. Was sollen wir auch an dieser Stelle sagen, ohne die Zeremonie zu stören: “Stop, stop, gehen Sie bitte zur Seite! Danke, weitermachen.”? Das Beispielbild wurde aus der Sicht des Second Shooters aufgenommen. Zum Glück hatten wir die Hochzeit zu zweit begleitet und konnten den Ringwechsel ohne den Herren einfangen.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass wir uns quasi hinten anstellen müssen, bevor wir einen Moment fotografieren können, der dann auch schon wieder verflogen sein kann, und dann ist es auch oft noch ein Kampf, bis z.B. bei Portraitbildern beide Ehepartner in die gleiche Kamera schauen. Beim Buhlen um einen guten Platz kommt es auch gerne vor, dass wir regelrecht weggeschubst werden oder auf taube Ohren stoßen. Bei einem Abiball, den wir den ganzen Abend begleitet hatten, stand in unserem mobilen Fotostudio eine Mutter wie eine deutsche Eiche neben uns und fotografierte ihre frisch gebackenen Abiturienten, um sich das Bestellen von Abzügen zu sparen. Sie war dabei sogar so dreist, dass sie genau den Moment abpasste, bei dem unser Studioblitz auslöste. Letztlich bestellte sie dann doch, weil wohl unsere Fotos nicht mit denen ihrer Handykamera zu vergleichen waren. Dennoch zeigt auch noch einmal dieses Beispiel, welch Uneinsicht bei manchen Personen herrscht, dem gebuchten Fotografen auch zu vertrauen.

Überbelichtung aufgrund von Blitzen

Hersteller von Smartphones, Tablets oder auch Kompaktkameras werben zwar mit einer hohen Megapixelzahl, die Geräte sind allerdings bei Weitem nicht mit dem Equipment zu vergleichen, dass sich ein Profifotograf über die Jahre zusammengestellt hat. Nicht umsonst laufen wir teilweise mit zwei Kameras gleichzeitig herum, um das Optimum aus den Bildern zu holen. Mal davon ab, dass wie oben erwähnt, gerade in den Schlüsselsituationen z.B. Leute vor den Ringtausch springen oder im Hintergrund zu sehen sind, können gerade die Blitze (oder auch die Infrarotmessung derer = rote Flecken) jede Szenerie unrettbar zerstören. Wir für unseren Teil fotografieren ausschließlich manuell, also ohne Automatismen der Kamera – abgesehen vom Autofokus. Wir geben alles vor, so dass unsere Kameras mit lichtstarken Objektiven ausgerüstet werden und dann im Vorfeld auf das Umgebungslicht eingestellt werden, damit auch der zum Teil unschöne und oft auch nicht gewollte Blitzeinsatz überflüssig wird. Wenn nun der Blitz eines Gastfotografen auslöst und wir im gleichen Moment eine Aufnahme machen, ist schlagartig viel zu viel Licht vorhanden, auf das unsere Kamera nicht eingestellt wurde. In der Fotografie wird dies Überbelichtung genannt. In Fotokursen sage ich an dieser Stelle immer: “Es ist nicht schlimm, wenn das Bild einmal zu dunkel ist. Dies kann meistens in der Nachbearbeitung korrigiert werden. Schlimmer ist es jedoch, wenn die Aufnahme zu hell aufgenommen wurde. Alle Farbinformationen gehen dabei verloren und sind nicht mehr zu retten. Weiß bleibt immer weiß.”

Erste Überraschungen werden genommen

Was vielleicht nett gemeint ist, kann auch schnell in einer Übersättigung an Impressionen enden. Natürlich braucht es ein paar Tage, bis unsere Aufnahmen fertiggestellt sind, doch wird gerade die Bildübergabe immer mit großer Spannung erwartet. Wenn nun aber zu viele Bilder im Vorfeld geteilt oder vielleicht sogar wichtige Schlüsselmomente vorweggenommen werden, dann verpufft viel zu schnell die Magie des Ganzen.

Wie könnt Ihr dies am Besten Euren Gästen mitteilen?

Wir können allen Paaren nur empfehlen bereits im Vorfeld auf z.B. den Einladungskarten oder zumindest vor der Trauung darum zu bitten, auf Devices (Handy, iPad, Nintendo DS – ja, das haben wir auch schon gesehen) oder anderer Kameras zu verzichten. Öfters werden auch kleine Schildchen oder Tafelen aufgestellt, die daran erinnern sollen oder Ihr sprecht direkt den Geistlichen bzw. Standesbeamten an, dass er oder sie doch bitte kurz erwähnen soll, dass Ihr als Paar diese Bitte habt und dass sich auch Eure Gäste keine Sorgen machen müssen, weil Profis anwesend sind.

Während der Feierlichkeiten laden wir hingegen alle herzlich dazu ein, fleißig Fotos zu machen und diese Momente mit Euch zu teilen. Während der Trauung sollten jedoch alle Eurer Zeremonie beiwohnen, und zwar mit ihren Herzen und Augen.

Vertraut uns. Wir fangen Eure Momente ein und emotionale Reaktionen sehen dabei viel schöner aus, als Handykameras vor den Gesichtern!

René Warich Photography | René & Julia

René Warich Photography | René & Julia

Sinnliche Hochzeitsreportagen aus zwei Perspektiven. ❤

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René & Julia
Wedding Photographer

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